Lichttherapie Informationen
Biologische Wirkung des Lichts auf den Menschen
Bereits seit dem Altertum ist die heilende Wirkung des Lichtes auf den gesamten Körper und die Psyche bekannt. Heute weiß man, dass Licht ein wichtiger biologischer Zeitgeber für den Organismus ist. Unsere biologische Uhr regelt die meisten unserer Körperfunktionen: wann wir müde sind, essen oder Hunger haben und wann welche Hormone produziert werden.
Wie wirkt Licht im Gehirn
Licht wirkt auf diese biologische Uhr, indem es über die Netzhaut aufgenommen
und dann in elektrische Impulse umgewandelt wird und
schließlich zu einer Gehirnstruktur gelangt, die als Nucleus suprachiasmaticus
(SCN) bezeichnet wird und als biologische Uhr des Körpers gilt. Diese
übermittelt den Rhythmus von Licht und Dunkel (Schlaf-Wach-Rhythmus)
zu verschiedenen Teilen des Gehirns, die für die Steuerung unterschiedlichster
Funktionen verantwortlich sind. Eine dieser Verbindungen reicht in die
Zirbeldrüse, die nachts in einem vom Nucleus suprachiasmaticus erzeugten
Rhythmus das Hormon Melatonin ausschüttet. Licht unterdrückt die Ausschüttung
von Melatonin, das auch als depressionsauslösend gilt.
Aber auch andere Gehirngebiete werden vom täglichen Rhythmus aus Licht und Dunkelheit
beeinflusst. Der Hypothalamus ist ein wichtiges Steuerzentrum des vegetativen
Nervensystems (also des Teiles des Nervensystems, das nicht unserem Willen unterworfen
ist) und sorgt dafür, dass unser Organismus mit der externen Welt im Gleichgewicht
bleibt. Von hier aus werden lebenswichtige Funktionen wie Körpertemperatur, Blutdruck,
Ess- und Trinkverhalten, Schlaf-Wachrhythmus und sexuelles Verlangen und Stimmung
gesteuert. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dies genau die Körperfunktionen
sind, die bei depressiven Patienten durcheinander geraten. Die Hypothese, dass
bei depressiven Patienten eine biochemische Anomalie im Hypothalamus vorliegt,
ist also sehr plausibel.
Bei saisonabhängigen Depressionen tritt diese Anomalie zutage, sobald es n natürlichem
Licht mangelt. Umgekehrt kann helles Licht die Symptome zum Abklingen bringen.
siehe Literaturverzeichnis und Quellenangaben
Bei welchen Beschwerden kann Licht heilend wirken?
Licht wirkt nicht nur antidepressiv bei manchen Formen der Depression
(siehe auch eigenes Kapitel über SAD), sondern ist auch bei anderen Störungen
positiv wirksam.
Jetlag: Beim Überfliegen von Zeitzonen
bleiben die inneren Körperrhythmen noch mehrere Tage
nach Ankunft am Zielort in der gleichen Position
wie zur Zeit des Abflugs. Es dauert nämlich mehrere
Tage bis sie sich der neuen Zeitzone angepaßt haben.
Biologisch aktives Licht kann die innere Uhr mit
der Außenwelt synchronisieren, allerdings ist dabei
das Timing der Lichtanwendung entscheidend! Setzt
man sich zur falschen Zeit dem Licht oder der Dunkelheit
aus, besteht die Gefahr, dass de Körperrhythmen in
die falsche Richtung verschoben werden und die Dauer
des Jetlags dadurch verlängert wird. Aus diesem Grunde
haben wir einen Lichthelm entwickelt, der mit einem
Computerprogramm ausgeliefert wird. Dieses soll Ihnen
dabei behilflich sein, individuelle Ruhe- und Aktivitätszeiten
zu entwickeln, damit Sie Ihren Urlaub genießen können
oder für Ihre Geschäftstermine voll fit sind.
Schichtarbeit: So wie Reisende mit
Jetlag werden auch Schichtarbeiter von Müdigkeit
und Schlafstörungen zur falschen Zeit gequält. Unausgeschlafenheit
im Job können auch zu Betriebsunfällen mit katastrophalen
Auswirkungen führen. Es ist z.B. bekannt, dass sich
Reaktorunfälle in Tschernobyl und Three Miles Islands
in den frühen Morgenstunden ereigneten. Die Vermutung,
dass menschliches Versagen aus Übermüdung und gestörter
zirkadianer Rhythmik dazu geführt haben könnten,
ist nicht von der Hand zu weisen.
Schlaflosigkeit: Es gibt Menschen,
bei denen zwischen Minimum und Maximum verschiedener
biologischer Prozesse (wie z.B. Munterkeit, Körpertemperatur)
nur ein geringer Unterschied besteht. Solche Menschen
leiden häufig unter Ein- oder Durchschlafstörungen.
Typischerweise tritt dieses Phänomen in nördlich
gelegenen Ländern um die Wintersonnwende auf. Das
künstliche Licht in den Räumen ist zu schwach, um
einen ausreichenden Licht-Dunkel-Kontrast zwischen
Tag und Nacht herzustellen. Vieles deutet darauf
hin, dass eine Lichtbehandlung sowohl Patienten mit
Einschlafstörungen zugute kommt genauso wie jenen,
die zu früh erwachen und auch Menschen mit Durchschlafstörungen.
Letztere profitieren häufig von einer Lichtbehandlung
am Abend. Die Lichtbehandlung kann bei Schlafstörungen
so wirksam sein wie ein Schlafmittel – und dabei
völlig frei von Nebenwirkungen!
Prämenstruelles Syndrom (PMS): tritt
bei Frauen in der zweiten Zyklushälfte auf und zeichnet
sich aus durch Depression, Reizbarkeit, Spannungsgefühlen
in der Brust, Wasseransammlung im Körper und Kopf-
und Rückenschmerzen. Bei vielen Frauen sind die Beschwerden
auch im Winter stärker ausgeprägt als im Sommer.
Werden die Betroffenen entweder am Morgen oder am
Abend mit Licht behandelt, lassen häufig die PMS-Beschwerden
nach.
Quelle: „Lichttherapie, Das Programm gegen Winterdepression, Norman E. Rosenthal, Siegfried Kaspar
Tägliche Praxis der Lichttherapie: wie man es am besten macht
Es ist wichtig, dass Sie die Leuchten korrekt positionieren. Ihr Gesicht
sollte der Lichtquelle zugewandt sein. Die Lichtbox sollte in Augenhöhe
platziert sein – z.B. auf einem Schreib- oder Esstisch. Halten Sie die
Augen während der Behandlung offen, es ist jedoch nicht notwendig in
das Licht zu starren. Es reicht völlig, wenn Sie pro Minute ein Mal kurz
direkt in die Lampe schauen. Viele Menschen nutzen die Zeit der Lichtbehandlung
um zu lesen, zu arbeiten, fernzusehen oder Handarbeiten zu machen.
Die Wirksamkeit der Behandlung ist maßgeblich vom Abstand zur Lampe abhängig
(s.o.). Hier spielen schon wenige Zentimeter eine große Rolle! Auch aus diesem
Grund ist es vorteilhaft eine stärkere Lichtbox zu kaufen, da man sonst die
Lampe unangenehm nahe aufstellen muss und kaum mehr Platz an dem Tisch findet,
auf dem die Lampe aufgestellt ist. Falls Sie bereits ein Lichttherapiegerät einsetzen
und noch nicht den gewünschten Erfolg erzielen konnten, können Sie die Wirksamkeit
der Behandlung erhöhen, indem Sie den Abstand zur Lichtquelle verringern!
Beleuchtungsintensität: Effizientere Lichtboxen können Ihre Behandlungszeit verkürzen!
Wenn Sie noch nie Lichttherapie angewendet haben und sich nicht sicher sind,
ob Sie auf diese Behandlungsform ansprechen und sich die Investition in eine
gute Lampe lohnt, sollten Sie vielleicht eine Lampe für einige Wochen mieten.
Dauer der Behandlung: Wenn Sie noch nie Lichttherapie angewendet haben und sich
nicht sicher sind, ob Sie auf diese Behandlungsform ansprechen und sich die Investition
in eine gute Lampe lohnt, sollten Sie vielleicht eine Lampe für einige Wochen
mieten.
Welche Art von Licht ist wirksam
Um biologisch wirksam zu sein, muss Licht aber über eine ausreichende
Intensität verfügen (mind. 2500 Lux). Ungefähr soviel Licht nimmt das
Auge auf, wenn man an einem sonnigen Frühlingstag aus dem Fenster sieht.
In einem durchschnittlich gut ausgeleuchteten Raum beträgt die Lichtstärke
aber nur 300 – 500 Lux, in hell erleuchteten Großraumbüros bis zu maximal
1000 Lux.
Die aufgenommene Lichtmenge hängt nicht nur von der
Stärke der Lichtquelle ab, sondern auch davon, wie lange Sie sich dem
Licht aussetzen. Eine Behandlung mit 2.500 Lux über einen Zeitraum von
zwei Stunden hat die gleiche antidepressive Wirkung wie wie eine Behandlung
mit 10.000 Lux für 30 Minuten. Effizientere Lichtboxen können daher Ihre
Behandlungszeit verkürzen!
Patienten wollen vor Beginn einer Behandlung verständlicherweise
wissen, wie lange es dauert, bis sich erste Ergebnisse zeigen. Bei der
Lichtbehandlung sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. Die meisten
Patienten brauchen zwei bis vier Tage, ehe sich ein anhaltendes Gefühl
des verbesserten Wohlbefindens einstellt. Manche reagieren aber erst
nach ein bis zwei Wochen. Lichttherapie sollte daher jedenfalls mindestens
über 14 Tage lang kontinuierlich angewendet werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Effizienz der
Lichttherapie ist die Entfernung zur Lichtquelle, wobei die Beleuchtungsstärke
mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt. Je weiter weg die Lichtquelle
ist, desto weniger intensiv ist die Beleuchtung.
siehe Literaturverzeichnis und Quellenangaben
Wirkung
Neuere Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von Lichttherapie und circadianen Rhythmen, zum Beispiel mit der Kombination von Lichttherapie und Schlafentzugstherapie (sog. Wachtherapie) und der Schlafphasenvorverlagerung. Ein bedeutsamer biologischer Vorgang scheint zu sein, dass besonders in der zweiten Nachthälfte Melatonin im Gehirn produziert wird. Melatonin wird mit einer depressiogenen Wirkung in Verbindung gebracht. Wird die Lichttherapie unmittelbar nach dem morgendlichen Aufwachen angewandt, also möglichst früh, dann wird die Produktion von Melatonin beendet bzw. Melatonin abgebaut, so dass es zu einem positiven Stimmungsumschwung kommt.
Anders als früher angenommen, scheint es daher wichtig, die Lichttherapie nicht irgendwann vormittags, sondern möglichst gleich nach dem Aufstehen anzuwenden. Empirisch am besten gesichert und uneingeschränkt anerkannt ist die Lichttherapie bei der saisonal bedingten Depression, die auch als Winterdepression bezeichnet wird. Es gibt neuerdings aber immer mehr Daten, die dafür sprechen, dass die Lichttherapie bei allen Formen der Depression wirksam ist.
Wirksam ist normales weißes Licht, das dem Spektrum des Sonnenlichts entspricht. Natürlich muss kein künstliches Licht (Lichttherapielampe) verwendet werden. In Studien zeigt sich aber, dass der Mensch sich heute zu wenig im Freien aufhält, um sich der genannten Lichtmenge auszusetzen. Nachgewiesen ist auch, dass Licht den Melatoninhaushalt hemmend beeinflusst.
siehe Literaturverzeichnis und Quellenangaben
Warnhinweis
Informationen aus Büchern, Internet oder Vorträgen sollten Sie niemals als alleinige
Quelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwenden. Bei gesundheitlichen
Beschwerden wenden Sie sich an Ihren Arzt und besprechen mit ihm Ihre Beschwerden.
Je mehr Sie über die Krankheit und die Möglichkeiten der Behandlung wissen,
desto präziser können Sie Ihr spezielles Problem mit Ihrem Arzt besprechen
und umso einfacher wird es sein, gemeinsam mit ihm die Behandlung speziell
an Sie und Ihre individuelle Beschwerdesymptomatik anzupassen.